Warum ein Tourismuskonzept?
Der Tourismus hat in und für die Gemeinden in der Verbandsgemeinde Adenau eine enorme Bedeutung. Auch seitens des Landes Rheinland-Pfalz wird diese wichtige Rolle aktuell über die Kampagne „Tourismus ist ein Plus für alle“ verdeutlicht. Ziel ist es, die Wahrnehmung des Tourismus als bedeutende Wirtschaftsbranche und dessen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität zu stärken.
In unserer Region haben wir in den letzten Jahren über die Tourist-Information Hocheifel-Nürburgring viele Dinge auf den Weg gebracht. Es wurden Wanderwege und Radrouten entwickelt und umgesetzt. Auf vielen verschiedenen „Kanälen“ wurde ein intensives Marketing betrieben – ob klassisch über Flyer oder digital mit der heute zwingend notwendigen Positionierung auf den touristischen Netzwerken, hier v.a. in Rheinland-Pfalz und NRW. Auf diese Weise wurde unsere Region in letzten Jahren erlebbar und sichtbar.
Zur Zeit stehen viele Aspekte rund um den Tourismus in einem starken Wandel. Neue Themen und Aktivitäten drängen in den Vordergrund, die Ansprüche der Gäste ändern sich und auch rund um das „Zugpferd“ Nürburgring ergeben sich immer wieder neue Herausforderungen.
Was dabei nie vergessen werden darf: Der Tourismus ist keine Pflichtaufgabe, sondern eine freiwillige Leistung der öffentlichen Hand, also der Gemeinden und der Verbandsgemeinde. Darum stellt sich gerade in dieser Zeit des Wandels auch für die Verbandsgemeinde Adenau wichtige Fragen:
Wie können wir den Tourismus langfristig qualitätsvoll entwickeln und die Wertschöpfung sichern?
Welche Aufgaben wollen wir übernehmen und können wir uns leisten?
Das jetzt gestartete (erste) Tourismuskonzept für die Verbandsgemeinde Adenau bietet allen Akteuren im Tourismus die Chance für eine umfassende Standortbestimmung.
Analyse der aktuellen Situation
Am Beginn der Erarbeitung des Tourismuskonzeptes steht die Analyse der touristischen Infrastrukturen sowie der begleitenden Bausteine, die für den Tourismus eine wichtige Rolle spielen. Infrastrukturen sind im Sinne der touristischen Analyse „Erlebnisorte“, also solche Orte, an denen die Gäste die Region und ihre touristischen Themen erleben können.
Entsprechend sind bei den Infrastrukturen im Wesentlichen folgende Bereiche zu analysieren:
- „Punktuelle“ Infrastrukturbereiche / Orte von touristischem Interesse, v.a. in den Themen „Natur- und Landschaftserlebnis“, „Geschichte und Besiedlung“, „Burgen, Kirchen, historische Gebäude“, „Historische Orte und Ortskerne“, „Erlebbarkeit regionaler Produkte („Genuss-Orte“)“
- „Lineare“ Infrastrukturbereiche, v.a. die „Lokalen Wanderwege und Fernwanderwege“, „Radrouten“, „Mountain-Bike“
- Gäste-Information und -Services
- Übernachtung und Gastronomie
- Tourismusbegleitende Strukturen, v.a. in Bezug auf Mobilität, Barrierefreiheit und Versorgung
Zu einer umfassenden Bestandsaufnahme der touristischen Einrichtungen der Region zählt auch das Aufzeigen von Entwicklungen der letzten Jahre: Welche Strukturen haben sich positiv, welche negativ entwickelt, wo haben wir Angebotslücken und Qualitätsmängel?
Neben den aktuell gegebenen Stärken und Schwächen ist es von hoher Bedeutung auch die Chancen und Risiken für den Tourismus in der Region zu betrachten. Dies kann auf Basis aktueller Trends und Rahmenbedingungen erfolgen (z.B. Entwicklungen im nationalen und internationalen Tourismus, Kommunalentwicklung, Demografie, Klimawandel, Wirtschaftsentwicklung, Steuerpolitik, gesellschaftliche Trends, …).
Als komprimierte Zusammenfassung aller Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken erfolgt die Darstellung in einer kompakten tabellarischen SWOT-Analyse.
Konzept mit den Akteuren entwickeln
Eine erfolgreiche zukünftige Entwicklung des Tourismus im Adenauer Land kann nur gemeinsam mit den Menschen vor Ort gestaltet werden - und hier insbesondere mit den Unternehmerinnen und Unternehmer der touristischen Betriebe der Region als auch mit den Trägern des Großteils der touristischen Infrastrukturen, den Ortsgemeinden. Dies gilt nicht erst bei der Umsetzung konkreter Projekte, sondern beginnt bereits mit der Erarbeitung und gemeinsamen Definition der Ziele und der übergeordneten touristischen Vision für die Region.
Um diese Expertise aus den verschiedenen berührten Bereichen des Tourismus in das Konzept einfließen zu lassen haben wir eine Projektgruppe gegründet, die die Erarbeitung kontinuierlich begleiten wird.
Darüber hinaus werden wir in einer groß angelegten Befragungs-Aktion allen Gastgeberinnen und Gastgebern die Chance geben, uns Ihre Erfahrungen in der Arbeit mit den Gästen mitzuteilen.
Aber auch alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen ihre Ideen und Einschätzungen zum Tourismus in unserer Region einzubringen
Grundansatz: Orientierung aufgreifen - eigene Akzente herausarbeiten
Von den benachbarten und übergeordneten Vermarkungsebenen (Eifel, Ahrtal, Rheinland-Pfalz) sind in den letzten Jahren zahlreiche Leitlinien zur Vermarktung, zu den Zielgruppen sowie der Qualität der Angebote und Infrastrukturen erarbeitet und definiert worden. Aktuell z.B. mit der Tourismusstudie im Kreis Ahrweiler bzw. bezogen auf das Ahrtal im Jahr 2024.
Auch die von der Landesebene vorgelegten Tourismusstrategien vermitteln ein klares Bild davon, auf welche Weise in den einzelnen Destinationen erfolgreich Tourismus betrieben werden kann und sollte.
All diese Konzepte und Leitlinien liefern bereits wertvolle Orientierungspunkte für die eigene Analyse, Produktentwicklung und Vermarktung auf der Ebene einer touristischen „Klein-“ oder „Teil-Destination“, wie sie das Adenauer Land darstellt.
Das Adenauer Land und mit ihr die Hocheifel-Nürburgring Tourismus können und müssen aber sehr wohl auch ihre eigenen Akzente setzen - auch um im Wettbewerb der zahlreichen regionalen Teil-Destinationen (von Eifel und Ahrtal) erkennbar und attraktiv zu sein, damit letztlich Gäste genau hierher kommen und das Adenauer Land zum Ziel ihres Ausfluges bzw. ihres Aufenthaltes machen.
Konzept
Die genaue Ausgestaltung des Konzeptes wird sich aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse und spezifischen Situation und Handlungsansätze erfahrungsgemäß erst im Zuge der Erarbeitung herauskristallisieren.
Wesentliche Bausteine können sein:
1. Ausgangssituation, Anlass und grundlegende Zielsetzung des Konzeptes
2. Bestandsaufnahme und -analyse zu den Infrastrukturen, Betrieben, Produkten, Marketing und Services
3. Analyse der touristischen Kennzahlen und vergleichende Analyse mit anderen touristischen Regionen / Verbandsgemeinden
4. Zielgruppen-Analyse (Orientierung an „Personas“, Tourismusstrategie RLP)
5. Potenzial-Analyse möglicher neuer Akteure, Themen, Infrastrukturen und Geschäftsfelder (touristische und gesellschaftliche Trends und Entwicklungen, noch nicht geschöpfte lokale Potenziale)
6. Zusammenfassung der Analyse-Ergebnisse in einer SWOT – Herausarbeitung der Verbesserungsbedarfe und Chancen-Bereiche
7. Touristische Vision des Adenauer Landes, übergeordnete touristische Zielsetzung(en) sowie Ziele in den einzelnen Handlungsfeldern (s.u.)
8. Detaillierte Herausarbeitung der Herausforderungen, Maßnahmen und Arbeitsschritte zur Umsetzung der Maßnahmen in einzelnen Handlungsfeldern
- Touristische Betriebe (v.a. Übernachtung und Gastronomie) / Wertschöpfung im lokalen Tourismus
- Touristische Infrastrukturen
- neue bzw. verbesserte Produkte / touristische Angebote
- Gäste-Information und -Services
- Management, organisatorische und finanzielle Aufstellung, ggf. Fokus Beiträge / Mitgliedsbetriebe
- Digitalisierung, Online-Services und virtuelle Angebote
- Marketing – eigene Maßnahmen und Beteiligung an überregionalen Maßnahmen
- Zusammenarbeit mit den Nachbarregionen
- „Nürburgring und Hocheifel“, Perspektiven der zukünftigen gemeinsamen touristischen Entwicklung
Die einzelnen Handlungsfelder werden naturgemäß inhaltliche Überschneidungen zueinander aufweisen. Dies ist bei einer Handlungsfeld-orientierten Betrachtungsweise unvermeidlich. Hierdurch bietet sich aber immer die Chance, die einzelnen Bereiche einer genauen und detaillierten Betrachtung zu unterziehen.
Zeitplan
Aktuell gehen wir von einem Abschluss der inhaltlichen Arbeiten im Frühsommer und einer Vorstellung in den Gremien im Herbst 2025 aus